Die „hängenden Pilzleuchten“ von Nördlingen Als „Pilzleuchten“ werden allgemein Straßenlaternen bezeichnet, deren Leuchtkörper in einer sich nach  unten hin verjüngenden Glasröhre eingelagert und mit einer runden tellerartigen Abdeckplatte versehen  sind. Ab den 1950er-Jahren wurden sie in großer Stückzahl produziert und sie prägten mit ihrem  Erscheinungsbild das Aussehen vieler westdeutscher Städte in der Wirtschaftswunderzeit. Manche  Herstellerfirmen integrierten den Begriff „Pilzleuchte“ sogar in die offizielle Bezeichnung ihrer  Produkte. Pilzleuchten werden auch heute noch hergestellt – allerdings zumeist nur noch für Neben-  und Seitenstraßen in der entsprechenden Größe. Ein Beispiel ist das Modell 543 der Firma Schuch.  Da  es aber inzwischen auch zahlreiche andere Produktvarianten gibt (z. B. die gläsernen Zylinderleuchten)  sind die „Pilze“ in unseren Straßen nicht mehr so dominant wie noch vor 30 Jahren. Doch sind sie nach  wie vor zahlreich.  Wesentlich seltener waren und sind jedoch Pilzleuchten als Seilpendelvariante, d. h. mit mastlosem  Leuchtkörper, montiert an einem über die Straße gespannten Stromkabel. Diese Variante war schon  früher äußerst selten in Betrieb und dürfte inzwischen nahezu „ausgestorben“ sein.  In Nördlingen hatten jedoch einige Dutzend Exemplare in einigen Straßen der historischen Altstadt  noch lange Zeit überdauert und wurden erst in der jüngsten Vergangenheit entfernt. Die „hängenden  Pilze“ gab es in Nördlingen in zwei Varianten (mutmaßlich einer Originalversion und einem äußerlich  sehr ähnlichen Nachfolgemodell, durch das einige wenige schadhafte Originale ausgetauscht wurden).   Ich hatte bei einem Besuch im Frühjahr 2016 in Nördlingen gehofft, meine dürftigen Fotobestände von  dieser seltenen Leuchte noch ein wenig aufbessern zu können – doch der Zahn der modernen Zeit war  leider schneller. Ein größerer Teil der Straßen in der Nördlinger Altstadt wird derzeit saniert und es  werden verstärkt historisierte Mastleuchten aufgestellt. Die Sanierungsarbeiten dauern derzeit noch an.  So werden die von mir im Jahre 2006 gemachten Fotoausschnitte (bedauerlicherweise noch mit  niedriger Auflösung) leider die einzigen fotografischen Zeugnisse jener alten „hängenden Pilze aus  Nördlingen“ der 50er-Jahre bleiben, die den Weg in diese Webseite gefunden haben.  Mit viel Glück kann man im Ausland noch ähnliche „hängende Pilzleuchten“ finden. In der Schweiz  waren sie in den 50er- und 60er-Jahren etwas verbreiteter, doch ist hier die Modernisierung der  Straßenbeleuchtung fast ebenso weit vorangeschritten wie in Deutschland.  Und in anderen Ländern gab  es generell wesentlich weniger Pilzleuchten, die durchaus als „deutsche Spezialität“ bezeichnet werden  können.  Markus Seebass  im Juni 2016