In Berlin wurde das Straßenbeleuchtungsnetz in der Vergangenheit nicht kontinuierlich ausgebaut, sondern
schubartig vergrößert. Während in der Innenstadt bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein dichtes Laternennetz
existierte, erfolgte in den äußeren Bezirken erst nach der Entstehung Groß-Berlins (1920) ein verstärkter
Ausbau. Eine annähernd flächendeckende Straßenbeleuchtung entstand allerdings sowohl in West- als auch in
Ost-Berlin erst nach dem 2. Weltkrieg ab Anfang der 1950er-Jahre. Die Hauptverkehrsstraßen waren zumeist
schon ab der Zwischenkriegszeit durchgehend beleuchtet (zumeist mit Gaslaternen), doch ab ca. 1951
erfolgte auch ein verstärkter Ausbau der Straßenbeleuchtung in den Wohngebieten.
In West-Berlin konkurrierten hierbei insbesondere die Gaslaterne BAMAG U 7 und die besagte „Lankwitzer
Bischofsstableuchte“.
Der Begriff „Lankwitzer Bischofsstableuchte“ war keine offizielle Bezeichnung – er bürgerte sich jedoch
nachhaltig ein und wurde auch in Schriften der Presse häufiger verwendet. Er bezeichnete allerdings keinen
Bautyp oder das Modell einer Leuchte, sondern bezog sich auf die Masten, die in ihrer nach oben
gewundenen Formgebung stark an einen Bischofs- oder Hirtenstab erinnerten.
Ab Mitte der 1950er-Jahren nahm der Ausbau des Straßenbeleuchtungsnetzes Fahrt auf und die
konkurrierenden BAMAG-U-7-Gaslaternen sowie die Lankwitzer Bischofsstableuchten teilten mehr und mehr
„den Markt unter sich auf“. Dies galt besonders für die Wohngebiete. Die BAMAG-Gasleuchte. kam zumeist
dort zum Einsatz, wo bereits eine entsprechende Infrastruktur an Gasleitungen vorhanden war. Meistens
waren es Straßen, die auch vor dem Kriege schon über eine Straßenbeleuchtung verfügt hatten (wenn auch
mit wesentlich geringerer Dichte). In breiteren Straßen wurden vielfach auch Gasreihenleuchten vom Typ
BAMAG U 13 H aufgestellt. Die Lankwitzer Bischofstableuchte hingegen fand verstärkt in Wohnsiedlungen
Verwendung, die entweder neu gebaut worden waren oder deren alte Beleuchtung kriegsbedingt schadhaft
war und komplett ausgetauscht werden musste. Oftmals waren es einheitlich gebaute Mietshaussiedlungen
aus den 20er, den 30er oder den 50er-Jahren, deren Anbindung an das Straßennetz runderneuert wurde und
im Rahmen allgemeiner Modernisierungsmaßnahmen die Straßenbeleuchtung ausgetauscht oder völlig neu
geschaffen wurde.
In Lankwitz gab und gibt es zahlreiche Mietshausviertel aus der Vor- und Nachkriegszeit. Letztere entstanden
vielfach im Rahmen des sog. „Aufbauprogramms“, das das Land Berlin nach dem Krieg aufgelegt hatte und
über das zwischen 1950 und 1960 in ganz West-Berlin zahlreiche Neubausiedlungen entstanden waren. So
kam es, dass die Bischofsstableuchte verstärkt mit diesem Stadtteil assoziiert wurde, obgleich es natürlich
auch in anderen Stadtteilen „Bischofsstäbe“ gab – und dies auch schon vor dem Krieg.
Bei der typischen „Lankwitzer Bischofsstableuchte“ kam zumeist das Rundleuchtenmodell 1538 –
Olympiastadion der Firma Conradlicht zum Einsatz. Zwar wurden auch andere Laternentypen an
Bischofsstäbe montiert, doch war dies wesentlich seltener. Soweit andere Bautypen verwendet wurden,
geschah dies zumeist in den 1970er- und 80er-Jahren, als die Rundleuchten des Typs 1538 bereits schadhaft
waren und ausgetauscht werden mussten – die Masten aber weiterhin Verwendung finden sollten.